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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Auswirkungen und mögliche Folgeschäden bei Schädel-Hirn-Traumata

Das Großhirn ist, wie viele Organe des menschlichen Körpers, paarig angelegt: Es besteht aus zwei Hälften, den Hemisphären, die durch den sogenannten Balken miteinander verbunden sind. Das Gehirn arbeitet asymmetrisch, das heißt die Kontrolle der rechten Körperseite obliegt weitestgehend der linken Hemisphäre und umgekehrt. Jede der beiden Hemisphären ist für bestimmte Tätigkeiten zuständig. Man spricht hier von einer Lateralisierung der Funktionen. Einige Funktionen werden jedoch von beiden Gehirnhälften gesteuert.

Bei der am stärksten lateralisierten Funktion, der Sprache, ist die Fähigkeit zum Verstehen bei beiden Hemisphären prinzipiell vorhanden, doch übernimmt bei einem Großteil der Menschen die linke Hemisphäre diese Aufgabe. Bei der Musikalität verhält es sich umgekehrt: zumeist ist die rechte Hirnhälfte „musikalischer“ als die linke. Ein Teil der Patienten, bei denen das Sprachzentrum auf der linken Seite geschädigt war, lernten erstaunlicherweise nach einiger Zeit wieder Sprechen. Offenbar hatte die rechte Hemisphäre die Aufgabe übernommen. Auch bei Kleinkindern mit nicht abgeschlossener Sprachentwicklung, kann eine Übernahme von Sprachfunktionen auf die nicht beschädigte Hirnhälfte beobachtet werden. Dies deutet darauf hin, dass jede Funktion in beiden Hemisphären angelegt ist, sich die Ausprägung der Fähigkeiten hinsichtlich dieser Funktionen jedoch in den Hirnhälften stark unterscheidet. Im Allgemeinen verarbeitet die linke Hemisphäre Informationen eher analytisch, die rechte dagegen eher synthetisch ganzheitlich. Für zentrale Aufgaben wie die Steuerung von Herztätigkeit und Atmung sowie der Verdauungsorgane sind das Stamm- beziehungsweise das Kleinhirn zuständig.

Wird das Gehirn durch einen Unfall geschädigt, kommt es darauf an, welche Regionen betroffen sind. Je nach Grad und Stelle der Schädigung treten entsprechend der Zuständigkeit dieser Hirnteile Fehlfunktionen auf: Bei Personen mit einer linkshemisphärischen Verletzung werden zum Beispiel sprachliche Beeinträchtigungen festgestellt; bei einer Verletzung der rechten Hemisphäre sind häufiger die Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Orientierungsfähigkeit gestört. Bei einer rechtshirnigen Verletzung kommt es zudem häufig zu einem Neglect, zur Vernachlässigung einer Körper- oder Raumseite. Ob und wie ausgeprägt Funktionsstörungen zurückbleiben, kann nach einer Verletzung anfänglich meist noch nicht beurteilt werden. Im Folgenden ist eine Vielzahl von Symptomen aufgeführt, die nach Schädel-Hirn-Traumen beobachtet werden. Diese Störungen können in jeglicher Ausprägung und Kombination auftreten.

Postkommotionelles Syndrom

Nach einem leichten Schädel-Hirn-Trauma (Commotio cerebri), im Volksmund auch Gehirnerschütterung genannt, kann es unter anderem zu diffusem Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, rascher Ermüdbarkeit und Reizbarkeit, Apathie sowie zu vermehrtem Schwitzen kommen. Diese Allgemeinbeschwerden treten häufig auf, bilden sich jedoch nach einigen Wochen allmählich vollständig zurück.

Bewusstseinsstörungen

Nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma (Contusio cerebri) tritt nach dem Unfall in aller Regel zunächst ein Zustand ein, bei dem der Patient die Augen wie im Halbschlaf geschlossen hat. aus dem er durch nichts geweckt werden kann. Das sogenannte Koma kann mehrere Stunden, Tage oder gar Wochen anhalten. Solange der Patient komatös ist, liegt immer noch eine akute Erkrankung des Gehirns vor. Der Druck im Inneren des Schädels kann weiterhin erhöht und die Hirnfunktion durch Wassereinlagerungen im Hirngewebe gestört sein. In Teilen des Gehirns können die Stoffwechselvorgänge stark beeinträchtigt sein. Kehrt der Patient aus dem Koma zurück, zeigt sich das dadurch, dass er häufiger die Augen offen hat. Es ist möglich, dass mit dem Aufwachen sämtliche geistige Funktionen wiederkehren.

Hat der Patient die Augen zeitweise geöffnet, kann aber nichts fixieren und kehren seine geistigen Funktionen nicht wieder, spricht man von einem Wachkoma (Coma vigile) oder vom apallischen Syndrom. Da dem Betroffenen die bewussten geistigen Funktionen verloren gegangen sind, er sozusagen „ins Leere“ schaut, spricht man auch von „Seelenblindheit“. Obwohl Ärzte davon ausgehen, dass Wachkoma-Patienten bewusstlos sind, reagieren sie zum Teil dennoch auf Außenreize. Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, dass bei vielen Wachkoma-Patienten bestimmte Hirnteile nach wie vor aktiv sind. Die Frage, ob und wie viel der Betroffene von der Außenwelt wahrnimmt, kann bislang nicht beantwortet werden. Der apallische Zustand kann bestehen bleiben oder sich im Laufe der Zeit zurückbilden. Eine Prognose ist hierzu am Anfang meist nur sehr schwierig zu stellen.

Posttraumatische Hirnleistungsschwäche

Nach schwerer Hirnschädigung werden psychische Veränderungen jeden Grades beobachtet. So kann es infolge einer posttraumatischen Hirnleistungsschwäche zu einer allgemeinen Verlangsamung, leichter Ermüdbarkeit, Lethargie, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche, Gedächtnis- und Denkstörung, depressiver Verstimmung, Kopf-schmerz und Schwindel kommen. Auch Sprachstörungen (Aphasie) und Störungen beim Umsetzen von Bewegungsabläufen und Handlungsabsichten (Apraxie) sind häufig. Man spricht wegen des umfassenden Symptomkomplexes auch von einem "organischen Psychosyndrom". 

Sehr häufig treten bei Patienten nach einem SHT Konzentrationsschwierigkeiten auf. Es können zumeist nicht mehr zwei Sachen gleichzeitig erledigt werden oder die Aufmerksamkeit erlischt bereits nach kurzer Zeit. Die Geschwindigkeit der Denkabläufe verlang-samt sich. Fast alle Schädel-Hirn-Verletzten haben eine reduzierte Dauerbelastbarkeit, das heißt sie ermüden sehr schnell und müssen mehr Ruhepausen einlegen als vor dem Unfall.

Gleichzeitig kommt es häufig zu Lern- und Gedächtnisstörungen, besonders nach einer Schädigung der linken Gehirnhälfte. Eine Gedächtnisstörung (Amnesie) kann sich sowohl in der Unfähigkeit äußern, sich an Vergangenes zu erinnern (retrograde Amnesie), als auch neue Gedächtnisinhalte zu speichern (anterograde Amnesie). Bei der retrograden Amnesie kann sich der Patient an eine Zeitdauer vor der Hirnschädigung nicht mehr erinnern. Diese Zeitdauer liegt im Bereich von Sekunden bis zu Monaten. Die anterograde Amnesie ist die häufigste Form der Gedächtnisstörung. Der Patient hat Schwierigkeiten beim Einprägen neuer Informationen, was ihm im Zusammenleben große Probleme bereitet. Oft ist die Fähigkeit, sich neue Namen oder Terminen zu merken, stark beeinträchtigt. Störungen der Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsleistung treten vor allem in der Frühphase nach dem Unfall zusammen mit Sprachstörungen auf.

Durch die Störungen des Gedächtnisses und der Aufmerksamkeit kann es zu Orientierungsstörungen kommen. Der Patient ist sich über Zeit, Ort und Situation, in der er sich befindet, nicht oder nur unzureichend im Klaren. Oft kann er keine Angaben zur eigenen Person machen. Die Patienten haben häufig Probleme Ereignisse zeitlich einzuordnen. Dies bezieht sich sowohl auf Ereignisse aus der Vergangenheit als auch auf solche, die in der Zukunft liegen.

Die Stimmung von Menschen mit schweren Hirnverletzungen kann starken Schwankungen unterliegen, die Betroffenen sind häufig leichter reizbar als vor dem Unfall. Neben Auffälligkeiten im Gefühlsbereich zeigen sich auch Störungen im Sozialverhalten. So brechen sie beispielsweise schon bei geringen Anlässen in Tränen aus oder lachen an anderer Stelle unangemessen heftig. 

Persönlichkeitsveränderungen

Nach einer schweren Schädel-Hirn-Verletzung kann es zu einer tiefgreifenden und bleibenden Veränderung des psychischen Zustandes des Patienten kommen. Bei den Persönlichkeitsveränderungen können zwei Formen unterschieden werden: Im ersten Fall verhält sich der Patient aggressiver und distanzloser. Er kann sich nur schlecht beherrschen. Dies ist dann der Fall, wenn im Stirnhirn die Regionen verletzt sind, die über den Augenhöhlen liegen. Im zweiten Fall verhält sich der Betroffene eher antriebslos und apathisch; hierbei sind andere Bereiche des Stirnhirns verletzt.

Manche Patienten können tragischerweise nicht erkennen, dass sie beeinträchtigt sind und es fehlt ihnen daher an der Bereitschaft und Möglichkeit, sich mit den tatsächlich vorhandenen Problemen auseinander zu setzen. Andere Patienten erleben ihre Einschränkungen im täglichen Leben wiederum sehr bewusst und reagieren darauf mutlos oder traurig. Die täglichen Frustrationen, denen diese Patienten ausgesetzt sind, könnten ein Grund dafür sein, dass bei ihnen der Antrieb und die Eigeninitiative vermindert sind.

Sprachstörungen (Aphasie)

Eine Sprachstörung tritt zumeist nach Schädigung der motorischen (Broca-Zentrum) oder sensorischen (Wernicke-Zentrum) Regionen in der linken Hirnhälfte auf. Hier befinden sich bei den meisten Menschen die Sprachregionen. Nur bei wenigen liegen diese Funktionen in der rechten oder in beiden Hirnseiten. Kommt es zu einer Schädigung der Sprachregionen, treten Sprachstörungen (Aphasien) auf. Typisch dafür ist eine schwerfällige, mühevolle und langsame Sprechweise mit undeutlicher Aussprache. Inhaltlich können Fragen sinnvoll beantwortet werden, der Betroffene kann zumeist aber keine vollständigen oder grammatikalisch fehlerfreien Sätze produzieren. Eine Aphasie kann in sehr unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Bei einigen Patienten sind nur leichte Unsicherheiten zum Beispiel beim Finden von Wörtern festzustellen. Andere haben die Fähigkeit, sich sprachlich auszudrücken und Sprache zu verstehen, zu lesen oder zu schreiben, völlig verloren.

Von Aphasie Betroffene können unter unkontrollierten Wutausbrüchen leiden, fluchen oder andere beschimpfen, ohne dies zu wollen oder es beeinflussen zu können. Später sind die Betroffenen meist selbst durch ihre Verhaltensweise irritiert und oft auch beschämt. Viele Aphasie-Patienten wirken in ihrem Antrieb gestört oder sind depressiv. Man kann wiederum vermuten, dass dies Reaktionen auf das Erleben eines frustrierenden Alltags sind.

Störungen beim Umsetzen von Handlungsabsichten (Apraxien)

Bei Verletzungen des Gehirns kann es zu Störungen beim Umsetzen von Handlungsabsichten in Bewegungen und Handlungen kommen (Apraxie). Trotz erhaltener Bewegungs-fähigkeit und Wahrnehmung werden Teile von Handlungen wiederholt, weggelassen oder Elemente vorangegangener Handlungen übernommen. Dies betrifft alltägliche Bewegungen wie eine Begrüßung und Handlungen wie das selbständige Zubereiten einer Tasse Kaffee. Obwohl der Patient weiß, was er tun soll, ist es ihm nicht möglich, die dafür notwendigen Arbeitsschritte korrekt durchzuführen.

Patienten wissen oft nicht mehr, wie man mit bestimmten Objekten umgeht, zeigen im Umgang mit Objekten eine gewisse Ratlosigkeit und benutzen sie falsch. Sie versuchen beispielsweise, das Fleisch mit der Gabel zu schneiden. Auch vertauschen die Betroffenen bei mehrteiligen Handlungen die zeitliche Abfolge. Dadurch haben Patienten mit Apraxien beispielsweise Schwierigkeiten beim Anziehen, da hierbei mehrere Schritte hintereinander durchzuführen sind.

Rechenstörungen (Dyskalkulien)

Bei manchen Patienten treten Rechenstörungen (Dyskalkulien) auf. Die Fähigkeit, Zahlen zu schreiben und zu lesen, ist beeinträchtigt. Selbst wenn die Zahlen beherrscht werden, können beim Rechnen Schwierigkeiten auftreten.

Gesichtsfeldausfälle/Gesichtsfeldeinschränkungen (Hemianopsien)

Sind durch das SHT Blutungen im Hinterhauptlappen aufgetreten, kann es zu halbseitigen Gesichtsfeldausfällen (Hemianopsien) kommen. Es gibt unterschiedliche Arten von Gesichtsfeldeinschränkungen. Es kann das rechte oder das linke Gesichtsfeld, oder nur ein kleiner Ausschnitt betroffen sein. Bei Schädigungen im Bereich der linken Sehrinde ist beispielsweise auf beiden Augen das rechte Gesichtsfeld ausgefallen. So kann der Betroffene, wenn er geradeaus blickt, Sehreize, die von rechts kommen, nicht bemerken. Dies bereitet ihm erhebliche  Probleme beim Gehen, da er Dinge übersieht und rechts an Hindernisse stößt. Auch das Lesen ist dem Patienten bei dieser Störung erschwert.

Halbseitige Vernachlässigung (Neclect)

Als Folge einer Verletzung des Gehirns kann es dazu kommen, dass ein Patient bei unversehrtem Gesichtsfeld eine seiner Körperhälften oder auch eine Raumhälfte vernachlässigt. Ohne dass das Wachbewusstsein oder die Orientiertheit betroffen sind, kommt es dann zu einem Ausblenden von Sinnesreizen auf einer Körperseite. Die halbseitige Vernachlässigung ist nach einer Verletzung der rechten Gehirnhälfte häufiger. Verletzungen der rechten Gehirnhälfte führen zu Vernachlässigungen der linken Körper- oder Raumhälfte. In diesem Fall würde der Betroffene zum Beispiel nur seine rechte Gesichtshälfte rasieren, nur seine rechte Körperhälfte waschen und nur die rechte Hälfte seines Tellers leer essen. Auch würde der Patient - im Gegensatz zu einem Patienten mit einem Gesichtsfelddefekt -  Personen, die von links kommen keine Beachtung schenken. Beim Lesen weisen Patienten mit linksseitigem Gesichtsfelddefekt und Patienten mit Neglect ähnliche Störungen auf. Nur ist die Störung bei einem Neglect meist viel ausgeprägter; die Patienten beginnen erst in der Zeilenmitte zu lesen. Sehr häufig leiden Menschen an einem Vernachlässigungsphänomen, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass heißt, sie können ihre Störung nicht selbst erkennen (Anosognosie).

Störung der Feinmotorik

Zusätzlich zu den Störungen der Sprache und des Sprachverständnisses kommt es oftmals zu Schwierigkeiten bei der präzisen Steuerung von Bewegungen, beispielsweise beim Sehen oder in der Fingerfertigkeit.

Lähmungen, Spastik

In der Nachbarschaft der Sprachzentren befinden sich motorische und sensible Regionen, die für die Bewegungssteuerung und die Körperwahrnehmung der jeweils gegenüberliegenden Körperseite zuständig sind. Lähmungen sind wie Sprachstörungen ein häufiges Symptom nach Schädel-Hirn-Verletzungen. Beide Störungen treten oftmals zusammen auf. Bei Halbseitenlähmung (Hemiplegie) tritt durch Verletzung einer Gehirnhälfte eine Lähmung der gegenüberliegenden Körperhälfte auf. Häufig können die betroffene Seite des eigenen Körpers sowie der ihn umgebende Raum nicht mehr wahrgenommen werden (Neglect). Das Gefühlsempfinden in den gelähmten Bereichen kann gestört. Oft ist sich der Patient seiner Störung nicht bewusst (Anosognosie).

Spastische Lähmungen gehen mit einer erhöhten Muskelspannung einher. Davon können alle vier Gliedmaßen oder nur eine Körperhälfte betroffen sein. Willkürliche Bewegungen sind erschwert und der Patient leidet häufig an Schmerzen. Da Schmerzen die Spastik fast immer verstärken,  müssen Schmerzen vermieden werden. Insbesondere ist beim Umgang mit einem Schädel-Hirn-Verletzten auf eine schonende Behandlung der Schulter-Arm-Region zu achten.

Sprechstörung (Dysarthrien)

Bei Sprechstörungen (Dysarthrien) ist im Gegensatz zur Sprachstörung nur die Sprech-motorik gestört ist. Patienten mit einer Sprechstörung können ohne Probleme verstehen, lesen und schreiben, jedoch infolge ihrer Hirnverletzung Laute, Wörter und Sätze nicht mehr deutlich und verständlich aussprechen. Wenn auch die Atmung und die Stimmbildung beeinträchtigt sind, spricht man von Dysarthrophonie. Symptomatisch hierbei ist eine heisere, gepresste, schwache, verhaucht oder nasal klingende Stimme.

Schluckstörungen (Dysphagien)

Zu Schluckstörungen (Dysphagien) kommt es nach Hirnverletzungen häufiger als früher angenommen. Vor allem in der ersten Phase nach dem Unfall können Schwierigkeiten beim Essen, Trinken und Abhusten auftreten. Schluckstörungen können den Kau- und Schluckvorgang beim Essen und Trinken sowie das Zusammenspiel von Mund- und Gesichtsmuskulatur allgemein betreffen. Diese Schwierigkeiten werden durch Sensibilitätsstörungen, Lähmungen und Koordinationsproblemen von Bewegungen im Mund-, Rachen- und Kehlkopfbereich hervorgerufen.

Klingt die Stimme eines Patienten feucht oder rasselnd oder gibt er an, die Nahrung bleibe ihm „im Halse stecken“, können dies Hinweise auf eine Schluckstörung sein, die ernst genommen werden sollten. Schluckstörungen sind eine ernste Bedrohung für den Organismus, denn das Schlucken gehört zu den lebenserhaltenden Funktionen. Ohne zu schlucken kann weder feste noch flüssige Nahrung aufgenommen werden. Es besteht zu-dem die Gefahr, dass Nahrung und Flüssigkeit statt in die Speiseröhre in die Luftröhre gelangen. Dies kann lebensbedrohliche Lungenentzündungen zur Folge haben.

Wahrnehmungsstörungen

Sowohl die Raumwahrnehmung als auch die Selbstwahrnehmung oder das Hör- oder Sehvermögen können gestört sein. Die Patienten verlieren ihre Fähigkeit, einen Raum im Ganzen wahrnehmen zu können. Beim Betroffenen entsteht das Gefühl, sich „im Raum zu verlieren“. Er kann dessen Dimensionen, Grenzen und Perspektiven nicht mehr einschätzen.

Bei Störungen der Selbstwahrnehmung kann der Patient seinen eigenen Körper nicht mehr als zusammengehörenden Organismus erkennen, er verliert das Gefühl „für sich selbst“.

Sind Seh- beziehungsweise Hörzentrum oder deren Nervenbahnen im Gehirn verletzt, kommt es zu Störungen des Hör- oder Sehvermögens. Sind Sehbahnen oder die Sehrinde im Gehirn beschädigt, kommt es zu Einschränkungen des Gesichtsfeldes

Regulationsstörungen

Das Gehirn hat sehr viele Funktionen bei der Aufrechterhaltung des inneren Milieus (Homöostase) im menschlichen Organismus und seiner Interaktion mit der Umwelt. Es überwacht komplexe Regelkreise, die innerhalb des Organismus die Regulation von Nahrungsaufnahme, Körpertemperatur, Blutkreislauf, Säure-Basen-Haushalt, Wasser- und Elektrolythaushalt sowie die Atmung gewährleisten. Durch eine Schädigung des Gehirns können diese Funktionen beeinträchtigt werden.

Epilepsie

Nach einem Schädel-Hirn-Trauma können sich verletzungsbedingt am Gehirn Narben bilden, die epileptische Anfälle verursachen können. Die Gefahr einer Narbenbildung ist nach offenen Hirnverletzungen höher als nach geschlossenen. Epileptischen Anfällen kann mit antiepileptischen Medikamenten entgegengewirkt werden. In manchen Fällen ist auch die operative Entfernung der Hirnnarbe möglich.

Fachliche Unterstützung: Dr. med. Uwe Meier (BDN), Grevenbroich